Der Mensch ist ein Doppelwesen, halb Materie und halb Geist (Geist im Sinne von Spirit). Viele Menschen leben ihr Leben so, dass ihr Geist-Anteil geschwächt wird und verkümmert. Wir alle sind sprituell geboren und machen eine menschliche Erfahrung. Wir sind ein Abbild Gottes, genauer gesagt: wir sind »Götter die aufs Klo« gehen, mal sind wir schöpferisch in diesem Leben unterwegs, häufig aber leben wir zerstörerisch. Das reine spirituelle Selbst (der Geist) ist nicht durch Worte zu vermitteln, man kann nur dazu hingeführt werden und man muss hineinfühlen. Wir sind taub und blind, wenn wir versuchen, mit unserem physischen Selbst unsere alltäglichen Pflichten und Aufgaben im Leben anzugehen. Wir dürfen lernen, unser Leben mit reinen Blicken zu beobachten – erst dann werden wir, wer wir wirklich sind.
Manchmal sind wir voller Sehnsucht und voller Erwartungen mit uns und allem unterwegs. Tief in uns sitzt aber die Angst, die Ohnmacht und die Selbstverneinung, dass alles genau so verläuft, wie wir es kennen, eine einzig lange, qualvolle Kette von Angst, Selbstzweifel, Kontrolle, Wertlosigkeit und Selbstverneinung. Das physische Selbst langweilt sich zu Tode, es will sich absolut nicht von der Aussenwelt lösen. Wir fühlen uns dann sehr unwohl. Wenn wir beispielsweise einen Sonnenaufgang oder -untergang sehen, sprechen wir aus: »Ich sehe einen Sonnenaufgang.« Wir denken, analysieren, schränken uns aber ein, das zu fühlen. Was wirklich in diesem Moment mit uns geschieht, ist, dass wir ein Kind der Erde sind und von ihr getragen werden. Und dass die Erde sich dreht, damit wir das Licht der Sonne erblicken dürfen. Wir könnten uns getragen und verbunden fühlen, mit allem eins werden. Aber durch unsere Haltung zerstören wir das klare Einssein mit einem Gedanken. Anders gesagt, wir trennen uns.
Es ist ja wissenschaftlich bewiesen, dass die Sonne nicht auf- und untergeht, trotzdem halten wir uns mit diesem Gedanken auf und trennen uns so von unserem spirituellen Selbst, das uns in diesem Augenblick mit der Sonne und der Erde verbindet. Was können wir hierbei tun? Wir können achtsam sein und über diesen Gedanken/Schatten hüpfen und über uns lachen und uns so bewusst verbinden mit unserer Mutter Erde, die uns trägt. Dieser Augenblick hilft uns, zu begreifen, dass wir dieses reine spirituelle Selbst haben, um in die geistigen Welten hineinsehen zu können. Das reine spirituelle Selbst öffnet für uns den Geist der Natur und vor allem für die geistigen Welten.
Wir haben also ein physisches Selbst, das die materiellen Dinge kennt, und ein spirituelles Selbst, das in den Welten ausserhalb des Körpers lebt. Über das Achtsam sein kommen wir mit dem spirituellen Selbst in Berührung. Alle spirituellen Botschaften werden uns durch die Stille übermittelt. Wenn jedoch unser physischer Geist gegenwärtig ist, nehmen wir die Botschaften des spirituellen Selbst nur verschwommen war oder es erreicht uns überhaupt nicht. Daher müssen wir dieses reine spirituelle Selbst pflegen, damit es stärker wird als unser physisches, menschliches Selbst. Bei Menschen, die auf den spirituellen Wegen ihres Lebens wandeln wollen, muss das spirituelle Selbst vorherrschen.
Wir haben vielleicht gelernt, worin die Weisheit des reinen spirituellen Selbst besteht. Doch es gilt auch zu lernen, wie wir diesen Spirit verstehen und mit seiner Hilfe die Verbindung zu allem anderen aufnimmt. Durch das spirituelle Selbst werden wir die Stimmen der Natur und die unseres ewigen Schöpfer-Gottes hören – und ebenso unsere Stimme in jene Welten senden. Aber zuerst einmal müssen wir diese Welten jenseits des Körperlichen begreifen. Sonst können wir nicht wissen, wohin die Reise geht und wie wir dort hingelangen sollen.
Sobald wir das Wesen des reinen spirituellen Selbstes verstanden haben, werden wir das Bindeglied zwischen Körper und Geist begreifen und nutzen lernen. Das heisst, wir wissen, wie wir uns zwischen dem »Gefängnis unseres Fleisches« und dem unermesslichen Reichtum jenseits davon hin und her bewegen. Wenn wir das erkannt haben, bleibt nur noch eines zu tun: Wir müssen diese Welten begreifen, also verstehen, wie man sich jederzeit in sie hineinversetzt, wie man mit ihnen in Verbindung tritt und letztlich auch, wie man in ihnen wirkt.
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Zur Autorin:
Ilham Hanae Trojahn praktiziert als Shrifa – ähnlich einer Schamanin. Sie wurde bereits nach ihrer Geburt von ihrem Grossvater EL Mejdoubi als seine Nachfolgerin initiiert, diese Berufung zu tragen. Dazu gehört einerseits, das Wissen des hierzulande kaum bekannten nordafrikanischen Schamanismus zu verbreiten. Und andererseits in Einzelarbeit sowie im Rahmen des Hoffman Prozesses dafür zu sorgen, dass die Menschen ihr wahres Selbst entdecken, es mehr in ihr Dasein integrieren und Körper, Geist und Seele in Harmonie bringen. Zu ihren Aufgaben gehören im Weiteren, den Kosmos, die Kräfte, die Tiere, die Menschen und die Dinge zwischen Disharmonie und Harmonie ins Gleichgewicht zu bringen. Und die Menschen anzuleiten, mit sich selbst bzw. mit ihrem inneren Heiler in Kontakt zu treten, mit ihm zusammenzuarbeiten und dabei zu ihrer wahren Bestimmung zu finden.
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www.hoffman-institut.ch, [email protected]