Vor knapp 50 Jahren glaubte man, Infektionen weitgehend besiegen zu können – dank Antibiotika. Ein Irrtum, wie man heute weiss. »Infektionskrankheiten machen uns heute immer mehr Kopfzerbrechen«, erklärte kürzlich Prof. André Gessner, Direktor des Instituts für Mikrobiologie und Hygiene der Universität Regensburg, in München.
Der Grund: Mehr und mehr – vor allem gramnegative – Bakterien reagieren nicht auf Antibiotika, sind also resistent. Mittlerweile gibt es sogar Keime, die auf gar kein Antibiotikum mehr ansprechen. Die Ursache für diese bedrohliche
Entwicklung liegt vor allem im nicht sachgemässen Einsatz der vorhandenen antibakteriellen Arzneimittel. Das gilt für die Humanmedizin, aber auch für die Tiermedizin.
Bei Menschen werden Antibiotika häufig bei Virusinfektionen eingesetzt, obwohl sie nur gegen Bakterien wirken. In der Massentierhaltung verteilt man Antibiotika oft völlig ungezielt nach dem Giesskannenprinzip. Beides begünstigt die Selektion resistenter Bakterienstämme. Neue Antibiotika, gegen die es noch keine Resistenzen gibt, sind nur wenige in Sicht. Eine Möglichkeit, die Zunahme der Resistenzen zu bremsen, sieht Prof. Gessner vor allem in einer
verantwortungsvolleren Verschreibungspraxis. Dazu gehört auch bei einer Reihe von leichteren Infektionskrankheiten der Einsatz von gut untersuchten pflanzlichen Arzneimitteln.
Besonders bewährt haben sich Phytopharmaka bei akuten Atemwegsinfektionen, die meist von Viren verursacht werden, und bei Harnwegsinfektionen. Im Unterschied zu Antibiotika wirken pflanzliche Extrakte meist nicht nur antibakteriell, sondern auch antiviral, und nützen gleichzeitig bei Entzündungen, was die Genesung zusätzlich unterstützt.